Rheinhessen-200

 

Portraits zu „Rheinhessen ein Gesicht geben“ für die wir „Paten“ suchen:


Elisabeth Langgässer
(*1899 in Alzey; † 1950 in Karlsruhe)

Deutsche Schriftstellerin christlicher Prägung, Tochter eines konvertierten jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter; Verfasserin von Lyrik, Erzählungen und Kurzgeschichten. Ihr Thema: die Spannung zwischen satanischer Triebhaftigkeit und dem Göttlichen. Prägung durch das Ried und die rheinhessischen Hügel. Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer. "Das unauslöschliche Siegel" begonnen 1938, vollendet nach 1945, wurde Ihr bekanntestes Werk. Ihre Tochter von einem jüdischen Vater überlebte Auschwitz. Auseinandersetzung mit deren Schicksal in "Märkische Argonautenfahrt". Tod durch Multiple Sklerose. 1950 posthum Georg-Büchner-Preis; seit 1988 der nach ihr benannte Literatur-Preis in Alzey.


Justus Georg Scheu

 

Justus Georg Scheu, beabsichtigt in Bronze zu erwerben von einer Winzergemeinschaft in Pfeddersheim.

 

 

(*1879 in Krefeld; †1949 in Alzey)

Bedeutender Rebenzüchter und Winzer; war Gartenbautechniker in München und Schierstein, 1900 an Lehr und Forschungsanstalt in Geisenheim. Sein Interesse galt Reben und Weinbau. 1909 wurde er Kreisobstbautechiker in Alzey und danach Leiter der neu gegründeten Rebschule, die er zur großen Landesrebenzuchtanstalt ausbaute. Dort wurde seine wichtigste Tätigkeit die Forschung auf dem Gebiet Rebsorten, Rebzüchtung und Rebkrankheiten. Beim Experimentieren gelang es ihm, neue Rebsorten zu selektionieren. Von denen ist die 1916 gezüchtete, nach ihm benannte Scheurebe am bekanntesten. Unter seiner Leitung entstanden Rebsorten wie Huxel, Kanzler und Faber. Er gilt als der bekannteste deutsche Rebenzüchter.


  1. Ludwig Bamberger

(* 22. Juli 1823 in Mainz; † 14. März 1899 in Berlin) deutscher Bankier und Politiker, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Liberalismus der Zeit der Reichsgründung. Aus einer jüdischen Bankiersfamilie stammend, gehörte er 1870 zu den Gründern der Deutschen Bank. In den frühen 1870er Jahren war Bamberger einer der wichtigsten Finanzpolitiker und an der Gründung der Reichsbank beteiligt. Er gilt als Vater der Münzreform und der deutschen Mark.


Die Nachricht vom Ausbruch der Februarrevolution löste bei Bamberger eine euphorische Begeisterung aus. Am 9. März 1848 bot er der Mainzer Zeitung seine Mitarbeit an und wurde prägende Kraft des Blattes. Er stieg zum Mitherausgeber und Chefredakteur auf. Er machte die Zeitung über Mainz hinaus zu einem wichtigen Blatt. Dem bislang auf die Familie angewiesenen einkommenslosen Juristen brachte die Arbeit ein sicheres Einkommen von 800 Gulden im Jahr ein. Einige Zeit später wurde er auch im demokratischen Verein der Stadt an führender Stelle – zeitweise als Vorsitzender – aktiv. Allerdings machte er sich damit politische Gegner und auf deren Druck verlor er seine Position als Chefredakteur, blieb aber Korrespondent des Blattes.

 


Elise Blenker

 

Elise Blenker, Bronze erworben vom Kultusministerium RLP.

 

(* 1824 in Köthen, Herzogtum Anhalt-Köthen, Deutscher Bund; † 1908 in den USA) war die Frau des deutschen Offiziers und Revolutionärs der Jahre 1848/1849 Ludwig Blenker, die sich an verschiedenen Aktionen der Revoluzzer aktiv beteiligte. Elise Blenker war die Tochter eines evangelischen Pastors. 1843 heiratete sie im damals hessischen Worms den früheren bayerischen Offizier Ludwig Blenker, der dort als Weinhändler tätig war. Sie begleitete ihren Mann als bewaffnete Amazone und teilweise in Uniform in den Aufstand in der Pfalz und im Großherzogtum Baden. Sie traf in dieser Zeit andere Revolutionärinnen wie Kathinka Zitz-Halein, Emma Herwegh, Amalie Struve und Mathilde Franziska Anneke. In der Nacht vom 20. auf den 21. Mai nahm sie mit ihrem Mann an dem erfolglosen Angriff auf die Festung Landau in der Pfalz teil und war maßgeblich an der Plünderung von Schloss Eberstein bei Gernsbach, dem Landsitz der großherzoglichen Familie von Baden beteiligt teil.

 


Johann Georg Adam Forster

 

Johann Georg Forster, Terrakotta erworben vom Landtag RLP.

 

(* 27. November 1754 in Nassenhuben bei Danzig; † 10. Januar 1794 in Paris) deutscher Naturforscher, Ethnologe, Reiseschriftsteller, Journalist, Essayist und Revolutionär in der Zeit der Aufklärung. Er nahm an der zweiten Weltumsegelung James Cooks teil und lieferte wichtige Beiträge zur vergleichenden Länder- und Völkerkunde der Südsee. Er gilt als einer der ersten Vertreter der wissenschaftlichen Reiseliteratur.

Als deutscher Jakobiner und Mitglied des Mainzer Jakobinerklubs gehörte er zu den Protagonisten der kurzlebigen Mainzer Republik. Am 21. Oktober 1792 besetzte die französische Revolutionsarmee Mainz. Zwei Tage später wurde auf Initiative von Georg Wilhelm Böhmer der Mainzer Jakobinerklub gegründet, dem Anfang November auch Forster beitrat. Er war aktiv an der Gründung der Mainzer Republik beteiligt. Von Januar bis März 1793 war er Redakteur von „Die neue Mainzer Zeitung oder Der Volksfreund“. In seinem ersten Artikel schrieb er: „Die Pressefreiheit herrscht endlich innerhalb dieser Mauern, wo die Buchdruckerpresse erfunden ward.“


  1. Heinrich Wilhelm August Freiherr von Gagern

(* 20. August 1799 in Bayreuth; † 22. Mai 1880 in Darmstadt) liberaler deutscher Politiker. Der Teilnehmer an den Befreiungskriegen und der Burschenschaft war im Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt) erst Verwaltungsbeamter und dann oppositioneller Abgeordneter im Landtag. In der Revolution von 1848 diente er zweieinhalb Monate als hessischer Ministerpräsident und wurde am 19. Mai 1848 Präsident der Frankfurter Nationalversammlung. Dort setzte sich für eine Zentralgewalt ein und verhandelte mit den deutschen Staaten. Als es aussichtsloser wurde, Österreich in das zu bildende Deutsche Reich zu integrieren, übernahm er das Amt des Reichsministerpräsidenten (Dezember 1848 bis Mai 1849). In dieser Funktion führte er die parlamentarischen Verhandlungen zu Ende, die zur Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 führten. Es gelang aber nicht, die Verfassung und damit die deutsche Einheit und Freiheit zur Wirksamkeit zu bringen.



  1. Ludwig Kalisch

(* 7. September 1814 in Lissa (heute Leszno); † 3. März 1882 in Paris) deutscher Schriftsteller, studierte drei Jahre in Glogau. Anschließend reiste er durch Deutschland und hielt sich weitere drei Jahre in Frankreich auf. Hiervon zurück immatrikulierte er sich 1835 in Heidelberg für ein Medizinstudium. 1838 ließ er sich in Bingen, zwei Jahre später in Mainz als Sprachlehrer für Englisch und Italienisch nieder. 1847 promovierte er zum Dr. phil. an der Universität Gießen.

Er war Herausgeber und einziger Autor der Karnevalszeitschrift Narhalla, deren wichtigste Aufgabe es war, Feudalismus und Zensur bloßzustellen. Im Revolutionsjahr gründete er die Zeitung „Der Demokrat“ und vertrat darin frühe sozialistische Überzeugungen. Im Mai (bis Juni) 1849 war Kalisch Mitglied der provisorischen Regierung der Pfalz und wurde nach Niederschlagung der revolutionären Bewegung am 31. Oktober 1851 in Zweibrücken in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Seitdem lebte Kalisch in Paris und London als Journalist. In Großbritannien war er zeitweilig Hauslehrer im Hause Rothschild. Nach 1871 setzte sich Kalisch verstärkt für die Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschland ein. Eine weitere große Aufgabe sah Kalisch in der Verständigung und Aussöhnung zwischen Juden und Nichtjuden. Zu Kalischs Publikationsorganen zählte die auflagenstarke Gartenlaube.

 


Friedrich Christian Laukhard

 

Friedrich Christian Laukhard, Bronze erworben von der Ortsgemeinde Wendelsheim.

 

(* 7. Juni 1757 in Wendelsheim; † 28. April 1822 in Kreuznach) deutscher Schriftsteller. Als Soldat nahm er von 1792 bis 1795 am ersten Koalitionskrieg teil. Von 1804 bis 1811 war Laukhard Pfarrer in der Gemeinde Veitsrodt bei Idar-Oberstein. In diesen Jahren verfasste er zahlreiche Schriften. Seinen Lebensabend verbrachte er in Bad Kreuznach, wo der „nicht unberühmte Haller Dozent und preußische Grenadier“ Privatunterricht in den alten Sprachen für Schüler des dortigen Gymnasiums erteilte, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. An seiner alten Wirkungsstätte, der evangelischen Kirche im Hunsrückdorf Veitsrodt, wird seit 2010 mit einer jährlichen Predigt im Sinne der Aufklärung an den unkonventionellen Pfarrer und Literaten erinnert. Die erste Laukhard-Predigt hielt Erhard Eppler.

 


Isaak Maus

 

Isaak Maus, Bronze erworben durch Herrn Eckes für die Ortsgemeinde Badenheim.

 

(* 8. September 1748 in Badenheim; † 31. Dezember 1833) war ein deutscher Schriftsteller, Landwirt und Bürgermeister von Badenheim, der politische Betrachtungen anstellte, aber auch trefflich-ironisch die Mentalität seiner Landsleute in Versen charakterisiert. Als "Ackersmann von Badenheim" veröffentlichte er zahlreiche Gedichte und hatte damit ungewöhnlichen Erfolg.



Johannes Baptist Joseph Neeb

 

Johannes Baptist Joseph Neeb, beabsichtigt in Terrakotta zu erwerben von der Ortsgemeinde Saulheim.

 

(* 1. September 1767 in Steinheim; † 13. Juni 1843 im Steinheimer Hof bei Eltville) war Professor der Philosophie und hessischer Politiker und ehemaliger Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Joseph Neeb war Bürgermeister in Nieder-Saulheim. In den Landständen vertrat er den Wahlbezirk Rheinhessen 3/Wöllstein. In der 5. Wahlperiode (1832–1833) wurde er erneut gewählt, diesmal im Wahlbezirk Rheinhessen 4/Wörrstadt.

(Mainzer Jakobiner)

 


  1. Katharina Therese Pauline Modesta Zitz, geb. Halein, genannt Kathinka Zitz-Halein

(* 4. November 1801 in Mainz; † 8. März 1877 ebenda) war eine deutsche Schriftstellerin. Zitz, die die meiste Zeit ihres Lebens in Mainz verbrachte und dort den späteren Revolutionär Franz Heinrich Zitz heiratete, engagierte sich auch gesellschaftlich und gründete 1849 den „Humania-Verein für vaterländische Interessen“. Kathinka Zitz wurde als Tochter des wohlhabenden Handelsmanns Anton Viktor Felix Halein im Kirschgarten zu Mainz geboren. Sie wurde in Pensionaten in Mainz und Straßburg ausgebildet und entdeckte ihr Talent für das Schreiben. Ihre ersten Arbeiten wurden im Alter von sechzehn Jahren veröffentlicht. Am 3. Juni 1837, heiratete sie den zwei Jahre jüngeren, vermögenden Advokaten und Politiker Franz Heinrich Zitz (1803–1877), nachdem sie ihm mit einer Selbstmorddrohung das Eheversprechen abgepresst haben soll. Zitz war später einer der Führer der revolutionären Mainzer Bewegung und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche. 1849 musste Franz Zitz aus politischen Gründen nach Amerika auswandern und begegnete Kathinka zeitlebens nicht mehr.

 

 


Carl Zuckmayer

 

Carl Zuckmayer, Bronze erworben vom Kreis Mainz-Bingen.

 

(* 27. Dezember 1896 in Nackenheim, Rheinhessen; † 18. Januar 1977 in Visp, Schweiz, Grab in Saas-Fee) deutscher Schriftsteller, Sohn eines Fabrikanten für Weinflaschenkapseln in Nackenheim und wuchs von 1900 an in Mainz auf.



Anna Seghers

 

Anna Seghers, Bronze erworben durch die Stadt Mainz
für die Anna-Seghers-Schule.

 

(*1900 Mainz; † 1983 Berlin) Schriftstellerin, studierte Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie, veröffentlichte 1924 in der Weihnachtsbeilage der Frankfurter Zeitung ihre erste Erzählung "Die Toten auf der Insel" unter dem Künstlernamen Seghers. 1928 trat sie der KPD bei und war Gründungsmitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, wurde von der Gestapo verhaftet. Ihre Bücher wurden verboten und verbrannt. Sie floh über die Schweiz nach Paris. 1941 wanderte sie mit ihrer Familie ins Exil nach Mexiko und kehrte 1947 nach Berlin zurück. Wechselte 1950 nach Ost-Berlin, wurde Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. 1981 verlieh ihr ihre Geburtsstadt Mainz die Ehrenbürgerwürde.

 

 


Heinrich Bechtolsheimer

 

Heinrich Bechtosheimer, Terrakotta erworben von der Ortsgemeinde Wonsheim.

 

(*1868 Wonsheim; † 1950 Hannover) protestantischer Pfarrer und rheinhessischer Heimatschriftsteller, Sohn eines Volksschullehrers im rheinhessischen Wonsheim. Er veröffentlichte schon als Oberprimaner Artikel in der „Deutschen Zeitung“ zu München. 1894 erste Pfarrstelle in Lampertheim. Von 1907 bis 1938 war er Pfarrer der Lukasgemeinde in Gießen. Seinen Lebensabend verbrachte er bei seiner Tochter in Hannover. Er ist auf dem heimatlichen Wonsheimer Friedhof bestattet. Dort gibt es einen „Freundeskreis Heinrich Bechtolsheimer“, der die Erinnerung an den Heimatdichter und sein Werk pflegt. In Wonsheim und in Mainz ist jeweils eine Straße nach ihm benannt.


Ohne bisherige Paten:

 

Elisabeth Langgässer

 

Heinrich Wilhelm August Freiherr von Gagern

 

Ludwig Kalisch

 

Ludwig Bamberger

 

Katharina Therese Pauline Modesta Zitz-Halein

 

Von allen Büsten, auch von denen, die bereits in Bronze existieren, können Bronzegüsse angefertigt werden.



Rheinhessen ein Gesicht geben

„Rheinhessen ein Gesicht geben“ ist das Motto der „Eberhard und Barbara Linke Stiftung" zum Rheinhessen-Jubiläumsjahr 2016. Dazu gestaltet Prof. Eberhard Linke lebensgroße Portraitbüsten von historischen Persönlichkeiten aus Rheinhessen der Zeit von 1790 bis 1848, die denen von Hanns Dieter Hüsch und Dieter Hildebrandt im Mainzer Kabarett-Archiv entsprechen.

Der Vorstand der Stiftung sucht Institutionen, Firmen, Städte und Gemeinden oder einzelne Personen, die zu den einzelnen porträtierten Persönlichkeiten einen thematischen Bezug haben und für diese Köpfe eine Patenschaft übernehmen. Die Portraits gibt es in Terracotta, können aber jederzeit in Bronze gegossen werden. Preis auf Anfrage.

Die „Paten“ können im Rheinhessen-Jubiläumsjahr (gerne in Zusammenarbeit mit der „Eberhard und Barbara Linke Stiftung") „ihren“ Kopf bei eigenen Veranstaltungen zeigen, damit deren historische Bedeutung für Rheinhessen bekannt machen und damit auch die Pateninstitution und den Bezug zu Rheinhessen hervorheben.

Während des Jubiläumsjahrs soll das Nutzungsrecht für die Portraitbüsten bei der der „Eberhard und Barbara Linke Stiftung" bleiben, die sie in dieser Zeit auch bei anderen Events zeigt. Danach gehen die Skulpturen in das Eigentum der „Paten“ über.

Gezeigt werden die „Köpfe“ bisher auf jeden Fall im Rahmen von zwei eigenen Ausstellungen der „Eberhard und Barbara Linke Stiftung" im Rahmen des Jubiläumsjahrs:


Im Dezember 2015 (als Auftakt zum Jubiläumsjahr) im Landtag von Rheinland-Pfalz

Im Mai 2016 in einer Sonderausstellung in den Räumen der Sparkasse Worms-Alzey-Ried in Alzey.

 

Die hier gezeigten Abbildungen der Portraitbüsten sind Abbildungen von Arbeitsstudien, die teilweise auch noch nicht gebrannt sind.